Wundervolle Erinnerungen

Heute möchten wir euch an eine Geschichte erinnern, die sich genau heute vor einem Jahr zugetragen hat.

 

In diesen Tagen kann wahrscheinlich jeder zumindest ansatzweise nachempfinden, was es bedeutet, wenn die Welt mit einem Mal Kopf steht. Es ist ein Prozess, bei dem man erstmal realisieren muss, dass das, was gerade passiert, auch wirklich real ist.

 

Soeben waren wir noch in unserer behüteten Wochenbett-Blase zu Hause und genossen unsere kleine duftende zwei Wochen alte Tochter Lina und ihren aufgeregt freudigen und frischgebackenen großen Bruder Janne – und mit einem Mal befanden wir uns im Krankenhaus und schauten entsetzt auf die Röntgenaufnahmen von Linas kleinem Bäuchlein. Diagnose: Darmverschluss. Die ganze Nacht hatte Lina sich erbrochen und ich (Jenny) war mit ihr am Morgen ins Krankenhaus gefahren mit dem Verdacht, dass die Kleine sich einen Magendarminfekt eingefangen hatte. Den ganzen Tag wurden Untersuchungen durchgeführt, aber das sich diese Situation mit einem Mal als so bedrohlich herausstellen sollte, damit hatten wir nicht gerechnet. Die Ärzte waren sich einig, wir sollten so schnell wie möglich in ein Krankenhaus verlegt werden, indem eine OP an Neugeborenen durchgeführt werden konnte. Zufälligerweise war gerade ein sehr kompetenter doppelter Facharzt in Kinderheilkunde und Kinderanästhesie aus Deutschland zu Besuch im Krankenhaus, es fehlte jedoch ein Kinderchirurg. Alle Bemühungen uns in einem Krankenhaus in der nächstgelegenen Stadt Cusco unterzubringen schlugen fehl… Es gab keine freien Plätze für Neugeborene. In dieser Nacht konnten wir nichts mehr machen… Kein Helikopter konnte mehr in der Dunkelheit nach Lima fliegen. Es blieb uns nur noch zu beten und die kleine Lina für die Nacht ihrem Schöpfer anzubefehlen. Im Gebet mit den Ärzten wurde mir die Lage noch einmal mehr bewusst – die „Götter in Weiß“ rufen mit zitternder Stimme Gott um Hilfe an. Würde Lina die Nacht gut überstehen? Wo werden wir Morgen früh Hilfe finden? Meine Gedanken kreisten… Würde ich meine Tochter nach nur zwei Wochen verlieren? Der Gott an den ich glaube war zwar ein guter Gott, das hatte ich schon so oft erlebt und darauf durfte ich mich berufen. Aber gleichzeitig wusste ich auch bereits aus eigener schmerzlicher Erfahrung, dass das nicht bedeuten würde, dass er meine Familie vor allem Schlimmen und Schmerz in dieser Welt bewahren würde. Ich vermisste Matthias, der mit Janne zu Hause war. Nicht einfach, dass wir diese Situation getrennt voneinander durchstehen mussten. Meine Tochter neben mir im Bett liegend betete ich, dass ER uns in dieser Nacht zur Seite stehen möge. Mit einem Mal überkam mich ein tiefer Frieden. Ja, es war DIESER Friede. Der Friede, der alle Vernunft übersteigt, vollkommen unabhängig von den Umständen. Der Friede, von dem die Bibel sagt, dass er nicht von dieser Welt kommt.

 

Ich wusste zwar nicht, was passieren würde, aber ich hatte die innerliche Gewissheit, dass Gott mir beistehen würde. In diesem Wissen schloss ich meine Augen. Mir kam die Geschichte von Jesus und den Jüngern im Sturm in Erinnerung. Die Geschichte, wo Jesus im schlimmsten Sturm auf dem Boden des Bootes liegt und seelenruhig schläft, während die Jünger vor Angst fast vergehen. In meiner Vorstellung lud Jesus mich ein, mich zu ihm zu legen und zu schlafen. In der Gewissheit, dass er die Kontrolle hatte und ich nichts mehr machen konnte, legte ich mich in Gedanken neben ihn und schlief ein.

 

Der nächste Morgen brachte die positive Nachricht, dass ein Kinderchirurg aus Cusco bereit wäre, nach Curahuasi zu kommen, um die OP hier im Krankenhaus durchzuführen. Darüber waren wir sehr dankbar, wussten wir doch, dass der Standard in vielen peranischen Krankenhäusern nicht mit Diopsi Suyana vergleichbar war und ich höchstwahrscheinlich auch nicht mit meiner Tochter hätte auf einem Zimmer sein können. Zudem hätte mich Matthias mit Janne nicht begleiten können und hier konnten wir als Familie zusammen bleiben. Eine echte Gebetserhörung! Und trotzdem war da diese Ungewissheit. Was kommt auf uns zu? Wird Lina die OP überstehen? Dieses kleine Menschlein… So zerbrechlich sah sie aus mit all den Schläuchen und Kanülen. Ebenfalls am Morgen kam mich unser Freund Markus, Ostheopath am Krankenhaus, besuchen. Er behandelte Lina mit mit Techniken und Gebet. Wir wollten nichts unversucht lassen! Am Nachmittag sollte es nach dem wenig ermutigenden Aufklärungsgespräch über Narkose und Risiken bald losgehen. Der Kinderchirurg war auf dem Weg, der Operationssaal vorbereitet. Unser behandelnder Kinderarzt Dr. Frank bestand jedoch darauf, dass vor der OP noch eine letzte Röntgenaufnahme gemacht werden sollte. Er sagte, es würden gerade so viele Menschen für Lina beten, wir müssen auf jeden Fall schauen, ob Gott etwas getan hat, bevor wir sie aufschneiden. Nachdem nicht einmal ein Jahr vergangen war, dass meine Mutter an Krebs gestorben ist, viel es mir ehrlich gesagt nicht so leicht, an eine Wunderheilung zu glauben. Ich betete vielmehr, dass Gott die Hand des Chirurgen führt und das Lina die Operation und Narkose gut verkraften würde.

 

Nie hätte ich für möglich gehalten, was wir auf den Röntgenaufnahmen sahen! Als wäre nie etwas gewesen, lief das Kontrastmittel durch den Magen und den gesamten Darm herunter. Alles frei! Einfach so… Geheilt!

 

Die Ärzte, die teilweise bereits seit 20 Jahren praktizieren, hatten so etwas noch nicht gesehen. Es war wirklich ein Wunder Gottes, was wir da erleben durften! Auch heute nach einem Jahr ist es uns noch unbegreiflich, was da passiert ist. Oft habe ich mich gefragt, ob wir in Deutschland ein solches Wunder hätten überhaupt erleben können, wäre Lina doch noch in der Nacht operiert worden… Wir sind unfassbar dankbar! Da wo wir Menschen an unsere Grenzen kommen, da entsteht Raum für Gottes Wirken!

 

 

Bild 1: Lina an Sauerstoff, Magensonde und Zugang am Kopf

Bild 2: Deutlich zu erkennen ist auf der oberen Aufnahme, dass kein Kontrastmittel (weiß) aus dem Magen in den darunter liegenden Darm gelangt ist. Darmverschluss! Auf dem unteren Bild sieht man deutlich, wie sich das oral verabreichte Kontrastmittel ungehindert im gesamten Verdauungssystem verteilt hat. Geheilt!

Bild 3: Die glücklichen Eltern mit Lina, der extra angereiste Kinderchirurg Dr. Garcia aus Cusco und Dr. Frank Nöh, Kinderarzt und Kinderanästhesist

Bild 4: Lina mit einem Jahr;)