Wenn man um Curahuasi herum über die Bergdörfer fährt sieht man kleine Siedlungen aus lehmfarbenen Häusern, umgeben von Feldern, Wiesen und Wald. Die Tiere laufen frei herum, es spielen Kinder auf den Wegen und die Erwachsenen bewirtschaften ihre Felder; oft mit Hacke oder Holzpflug. Man könnte meinen hier sei die Welt noch in Ordnung. Die Menschen leben mit und von der Natur und erwirtschaften sich das wenige was sie zum Leben brauchen selbst. Dass das sehr oft nicht der Fall wissen wir nicht erst seit Jenny als Sozialarbeiterin der Schule häufig mit Geschichten über häusliche Gewalt, Alkoholismus und sexuellem Missbrauch konfrontiert wird. Aber auch so hören wir hier viele Erzählungen aus Curahuasi und Umgebung. Besonders bewegt bewegt hat uns die Geschichte einer jungen Frau, die mit ihrer Mutter und ihrer Tochter nicht einmal 20 Autominuten entfernt in einem kleinen Dorf oberhalb von Curahuasi lebt. Nicht nur ist die kleine Familie bitterarm und es fehlt eigentlich an Allem, sie wird darüber hinaus auch regelmäßig von einer besonders perfiden Form von Gewalt heimgesucht (Um die Familie zu schützen ist eine nähere Ausführung hier im öffentlichen Blog unangebracht). Die drei schlafen schutzlos draußen im Freien unter einem Überdach. Die Geschichte machte uns fassungslos und ließ und zurück mit Wut, Trauer und Unverständnis. "Wir ist das nur möglich, da muss doch was passieren". Als mich einer beiden der Mitarbeiter von Diospi Suyana, die die Familie regelmäßig besuchen um ihnen Essen zu bringen, mich vergangene Woche anrief und mich fragte, ob ich dabei sei in diesem Fall zu helfen, fiel es mir nicht schwer ja zu sagen. Am Samstag früh fuhren wir gemeinsam mit einer Gruppe von 10 Mitarbeitern zu der Familie, um ganz praktische Hilfe zu leisten. Aus Europaletten, viel Holz und sehr vielen starken Schrauben deutschen Fabrikats (bei den peruanischen brechen mit erschreckender Regelmäßigkeit die Köpfe ab) bauten die anwesenden 20 Hände unter fachkundiger Anleitung unter dem Vordach einen geschützten soliden Raum, in dem die Familie ab jetzt hoffentlich unbehelligt schlafen kann. Die eingebaute Tür lässt sich von innen mit vier starken Riegeln verschließen und war auch bei den abschließenden Tests allen Belastungen gewachsen. Planen innen an den Wänden und der Tür schützen nicht nur vor Sicht, sondern auch vor Wind und Kälte. Die mitgebrachten Matratzen ersetzen in Zukunft die Reste von Schaffellen, die vorher zum Schlafen auf dem festgestampften Lehmboden ausgelegt wurden. Freudig wurde die neue und hoffentlich Sichere Schlafstatt erst von den Kindern und dann auch von den beiden Frauen inspiziert. Es war ein bewegender, aber auch ein heiterer Einsatz in dem 3200 Meter hoch gelegenen Dorf. Trotz des ernsten Hintergrundes wurde viel gelacht und es blieb neben all der Arbeit auch Zeit für ein Picknick mit der Familie und Zeit, um mit den beiden anwesenden Kindern zu spielen und herumzualbern. Ein gemeinsames Gebet um Schutz für die beiden Frauen und das Mädchen durch unseren großen Gott läutete das Ende des Vormittages ein. Müde, aber voller Zuversicht auf eine bessere Zukunft für die kleine Familie machten wir uns auf den Rückweg nach Curahuasi.
Durch Klicken auf die Bilder wir die Bildunterschrift sichtbar!