Schulstart 2021 - Alles virtuell

Als ich "damals" 2006 mein Lehramtstudium in Hamburg begann, war mir ein Satz besonders präsent, den meine Mutter mir mit auf den Weg gegeben hatte: "In der Schule wird es nie langweilig". Das konnte ich mir damals gar nicht vorstellen, kannte ich doch als Referenz nur meine eigene Schulzeit, die ich allzu oft als sehr langweilig empfunden hatte. Aber über die Jahre sollte sich der Spruch immer mehr bewahrheiten: Zuerst in der von Reformgedanken geprägten Max-Brauer-Schule in Hamburg, dann in Nepal wo wir eine kleine Schule wieder eröffnet haben und schließlich hier in Peru. Dabei fing es hier im März 2020 noch ganz harmlos an, bis dann 9 Tage später Corona.... ihr kennt die Geschichte. Eines unserer erklärten Ziele als Colegio Diospi Suyana ist es, allen Kindern unserer Schule eine exzellente Bildung zu ermöglichen. Dieses Anliegen ist schon im normalen Schulbetrieb eine echte Herausforderung. Nun sind die Schüler aber seit fast einem ganzen Jahr!!!! nicht mehr im normalen Schubetrieb gewesen - sondern Zuhause unter oft sehr schwierigen Bedingungen zum Fernunterricht verdonnert. Als Christan - unser Schulleiter - die Idee hatte, in diesem Jahr unseren kompletten Unterricht über Zoom laufen zu lassen war ich ersteinmal sehr skeptisch. Sind doch die strukturellen Vorraussetzungen für so ein Mammutprojekt hier in Curahuasi in den Bergen eher bescheiden: langsames oder garkein Internet, schlechte Verbindung, alte oder keine Endgeräte und natürlich die oft widrigen Lernvorraussetzungen der Schüler zuhause. Unser Direktor setzte trotzdem alle Hebel in Bewegung: Glasfaserkabel wurden in der Schule verlegt, 9 Studios zum Unterrichten wurden in der Schule eingerichtet, Eltern wurden mobilisiert und und und... Am Montag den 8.3.2021 hatte ich morgens trotzdem Bauchschmerzen. Geplant war: Erste Stunde Mathe in der 6. Klasse von 8-9:30. Alles vituell über Zoom. Wird alles funktionieren? Kommen alle Schüler zum Unterricht? Morgens in der Andacht im Kollegium beteten wir für gutes Gelingen. Gott ließ uns wie so oft nicht hängen. Von meinen 26 Schülern waren 24 Schüler die vollen 1 1/2 Stunden anwesend. 2 waren entschuldigt. Keine Verbindungsabbrüche, gute Tonqualität. Ein echtes Wunder! Den Schülern machte der Unterricht sichtlich Freude: auch sie konnten zum ersten mal seit über einem Jahr alle ihre Klassenkameraden wiedersehen. Auch für mich war es ein besonderer Moment... es hat sich fast an wie richtiger Unterricht angefühlt. Wir hoffen und beten, dass das Schuljahr so gut weitergeht wie es gestartet ist und wir vielleicht in nicht allzuferner Zukunft auch wieder Schülerinnen und Schüler bei uns in der Schule begrüßen dürfen. Bis dahin kann noch viel passieren - eines jedoch ist ausgeschlossen: es wird bestimmt nicht langweilig!!!

Bilder von oben links nach unten rechts:

(1) Unser Glasfaserkabel wird verlegt

(2) Der Techniker ist Glücklich: mit fast 30 Mbit haben wir nun schnelles Internet an der Schule

(3) Das merkt man auch im Unterricht. Schnelles Internet ohne Unterbrechungen

(4) Auch bei den Schülerinnen und Schülern zuhause scheint es zu funktionieren

(5) - (8)Das bringt alle Lehrer zum Lächeln